
Eine günstige Endoskopkamera ermittelt per Computer Vision den optimalen Pressure-Advance-Wert ersetzt stundenlange manuelle Kalibrierung und reduziert den Prozess.
Der Entwickler Marius Wachtler präsentiert ein automatisiertes System zur Bestimmung des optimalen Pressure-Advance Werts mithilfe einer günstigen Endoskopkamera. Das Projekt ursprünglich an einem modifizierten Ender 3 getestet, kombiniert Hardware Tinkering mit Computer Vision Technologie um den aufwendigen manuelle Abgleich von Extrusionsparametern zu ersetzen.
So funktioniert das System
Eine am Druckkopf montierte Miniaturkamera (ab 20 € erhältlich) filmt senkrecht auf das Druckbett, während ein spezielles Gittermuster gedruckt wird. Jede Linie des Musters nutzt dabei einen leicht variierenden Pressure Advance Wert. Nach Abschluss des Drucks erfasst die Kamera ein Gesamtbild das per Algorithmus analysiert wird: Hintergrundstrukturen wie Betttextur oder Lichtreflexe werden entfernt, anschließend misst die Software die Breite jeder Linie. Der Wert mit der geringsten Abweichung zum Soll wird automatisch als optimal identifiziert und in die Druckerprofile übernommen.
Technische Besonderheiten
- Low-Cost-Hardware: Die Endoskopkamera liefert trotz geringer Auflösung (720p) ausreichend Detail für die Analyse.
- Open-Source-Komponenten: Die Kamerahalterung steht als 3D Druckmodell auf Printables bereit, die Auswertesoftware ist auf GitHub öffentlich zugänglich.
- Cloud-to-Local-Transition: Aktuell erfolgt die Bildverarbeitung noch über externe Server eine lokale Lösung mit Raspberry Pi oder ähnlichen Mini-PCs ist in Entwicklung.
Praktische Vorteile
Das System reduziert die Kalibrierungszeit von oft stundenlangem manuellem Testen auf unter 30 Minuten. Besonders für Drucker ohne eingebaute Kamera oder Nutzer mit mehreren Geräten könnte dies den Workflow revolutionieren. Die Genauigkeit soll laut ersten Tests kommerziellen Lösungen wie dem Klipper „Tuning Tower“ entsprechen bei deutlich niedrigeren Kosten.
Community Reaktionen und Grenzen
In Foren wird das Projekt als „Gamechanger für Tinkerer“ gelobt, besonders die Kombination aus preiswerter Hardware und Open Source Software sticht hervor. Kritische Stimmen merken an:
- Die Methode ist aktuell auf gerade Linien beschränkt komplexe Kurven oder Überhänge werden nicht berücksichtigt.
- Reflexionen auf glatten Oberflächen (z. B. PEI-Platten) können die Bildanalyse stören.
- Die Cloud-Abhängigkeit wirft Datenschutzbedenken auf, bis die lokale Verarbeitung verfügbar ist.
Ausblick
Wachtler plant, das System um KI-basierte Fehlererkennung zu erweitern, die auch Schichtversätze oder Unterextrusion während des Drucks erkennen könnte. Zudem sollen künftig verschiedene Filamenttypen (Flex, Composite) automatisch berücksichtigt werden.